Jean Tinguely, Méta-Matic No. 17, 1959. View of Atelier Impasse Ronsin, Paris, ca. 1959. © Museum Tinguely, Basel. Photo: Hansjörg Stoecklin

Jean Tinguely Revisited. Kritische Re-Lektüren und neue Perspektiven

20. - 22. März 2025

Internationale Konferenz des Museum Tinguely in Basel, organisiert von Dr. Sandra Beate Reimann zusammen mit Roland Wetzel, Dr. Andres Pardey, Annja Müller-Alsbach, Tabea Panizzi und Andrea Absenger.

Anlässlich des 100. Geburtstags Jean Tinguelys im Jahr 2025 richtet das Museum Tinguely in Basel von 20. bis 22. März 2025 eine wissenschaftliche Tagung aus. Ziel der Konferenz ist es, neue kunsthistorische Forschung sowie interdisziplinäre Analysen zum Werk des Künstlers wie seines Umfeldes anzustossen, zu fördern, zu diskutieren und zu veröffentlichen. Es ist das primäre Anliegen der Konferenz, Tinguelys Kunst aus der Sicht heutiger Fragestellungen, Theorien und Diskurse zu aktualisieren sowie kritisch zu hinterfragen.

Jean Tinguely beim Aufbau von Die Mutter

Jean Tinguely beim Aufbau von Die Mutter, anlässlich der Ausstellung Tinguely, Galerie Beyeler, Basel, 1987, Foto: Leonardo Bezzola

Während Tinguely bereits ab 1959 als Künstler seinen Durchbruch erlebte und ab 1960 international erfolgreich agierte, spielte sein Werk in der Kunstgeschichte lange eine nebengeordnete Rolle. Erst ab den 2000er Jahren und dann insbesondere ab den 2010er Jahren wurde sein Werk in der kunsthistorischen Forschung aber auch im Rahmen von Ausstellungsprojekten und den begleitenden Katalogpublikationen weiter erforscht und kontextualisiert. Zahlreiche Aspekte seines Werks sind nach wie vor wenig oder nicht aufgearbeitet. Die Pionierleistungen des Künstlers (Performativität, Auflösung der Skulptur in ephemere Ereignisse, Materialwahl und Konsumkritik, Interaktivität, immersive Situationen, etc.), welche bereits Ende der 1950er Jahre entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Kunst und ihres Verständnisses hatten, sind im Hinblick auf die im Wesentlichen an der Minimal und Postminimal Art orientierte Skulpturgeschichtsschreibung wenig bekannt. Zugleich bieten diskursive Veränderungen (Perfomativitäts- und Ereignisbegriffe, Akteur-Netzwerk-Ansätze, Maschinenbegriff, etc.) Anlass, Tinguelys Schaffen aus einer heutigen Sicht neu zu perspektivieren und vor allem auch kritisch zu hinterfragen (insbesondere im Hinblick auf Gender und postkoloniale Diskurse sowie Animal Ethics and Aesthetics). Das Museum Tinguely möchte damit der neuesten Forschung zum Werk des Künstlers eine Diskussionsplattform bieten und zu neuem Nachdenken inspirieren.

Mit den Performances von Samia Halaby und Sam Belinfante bietet die Konferenz neben den wissenschaftlichen Vorträgen auch zwei hochkarätige künstlerische Beiträge mit Anstössen zur Reflexion des Kinetischen, Maschinellen und Performativen.

Programm

Donnerstag, 20. März 2025
Historische Bezüge und Verortungen


14:30 Begrüssung, Roland Wetzel, Basel
14:35 Einführung, Dr. Sandra Beate Reimann, Basel

14:45 Ara H. Merjian, Professor Italian Studies and Affiliate of the Institute of Fine Arts, New York University - Jean Tinguelys Vergangene Zukünfte: Metamechanik, Dynamik, Dysfunktion
Moderation: Annja Müller-Alsbach

15:20 Dr. Nicola Foster, Ausserordentliche Professorin (Bildende Kunst), University of Suffolk -Jean Tinguely bei den Bachelor-Maschinen (1975): Die Maschinen und die Männlichkeit und ihre Mythen
Moderation: Till Langschied

15:55 Kaffeepause

Panel: Malerei und Kinetik

16:25 Dr. Sandra Beate Reimann, Kuratorin, Museum Tinguely - Rückkehr zur fast konventionellen Skulptur ‒ Bemalung in Tinguelys kinetischen Werken

16:45 AnnMarie Perl, Forschungsstipendiatin und Lehrbeauftragte, Department of Art & Archaeology, Princeton University - Spectacle empirique: Tinguely, der Maler, in drei Akten

17:05 Diskussion, Moderation: Dr. Andres Pardey

17:35 Pause und Snacks

18:00 Gemeinsamer Besuch der Sammlung

19:00 Samia Halaby (Künstlerin), Kevin Nathaniel (Music Director) - Kinetic Painting Group, Performance
19:30 Samia Halaby im Gespräch mit Dr. Sandra Beate Reimann

Freitag, 21. März 2025
Digging Deep. Tinguely im Lichte heutiger Diskurse


Panel: Tiere und Knochen

9:00 Dr. Fabiana Senkpiel, Institut Praktiken und Theorien der Künste, Hochschule der Künste Bern - Jean Tinguelys Selbstporträts mit ausgestopften Vögeln

9:20 Christine Burger, Doktorandin, Southern Methodist University, Dallas - Jean Tinguely träumt von elektrischen Kühen

9:40 Prof. Dr. Petra Lange-Berndt, Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg - Beasts and Bones: Knochen und Schädel als Material in Jean Tinguelys Spätwerk

10:00 Diskussion, Moderation: Giorgio Bloch

10:30 Kaffeepause

Panel: Briefzeichnungen, Zusammenarbeit und Genderzuschreibungen

11:00 Dr. Anne Röhl, Universität Siegen - Tinguely und das Dekorative: Überlegungen zu den Briefzeichnungen des Künstlers

11:20 Anna Kipke, Leuphana Universität Lüneburg/Freie Universität - Hexen, Fasnacht, Totentanz. Über die künstlerische Kollaboration zwischen Eva Aeppli und Jean Tinguely

11:40 Diskussion, Moderation: Till Langschied

12:10 Mittagspause

Panel: Ansätze zu einer postkolonialen Befragung der Werkgruppe Baluba

14:00 Dr. Sandra Beate Reimann, Kuratorin, Museum Tinguely - Einführung zu Tinguelys Skulpturengruppe Baluba

14:10 Prof. Dr. Barbara Lange, Kunsthistorisches Institut der Universität Tübingen - «Der Stadtindianer». Tinguely und das scheinbar Wilde

14:30 Professor Sarah Wilson, The Courtauld, University of London - Von Dakar nach Paris, Pionierarbeit der Kritik: Bernard Rancillacs Tischgesellschaft der Kopfjäger, 1966

14:50 Diskussion, Moderation: tba

15:20 Kaffeepause

15:50 Roland Wetzel, Direktor Museum Tinguely, Basel - Das Museum als Spielplatz: Le Crocrodrome de Zig et Puce im Centre Pompidou Paris 1977
Moderation: Giorgio Bloch

Panel: Performative Aktionen

16:35 Federica Milano, Doktorandin, Sorbonne Université - Paris IV, La Sapienza Università di Roma - Angst vor Bewegung: Entropie und Kinetik in Homage to New York

16:55 Dr. Toni Hildebrandt, Institut für Kunstgeschichte/Walter Benjamin Kolleg, Universität Bern -Pathos und Parodie – Study for the End of the World No. 2 (1962) zwischen Diskurs und Darstellbarkeit

17:15 Diskussion, Moderation: Tabea Panizzi

18:00 Sam Belinfante, Künstler, London - On Falling Short, Performance Lecture in Zusammenarbeit mit Musiker:innen aus Basel
18:30 Sam Belinfante im Gespräch mit Tabea Panizzi

Samstag, 22. März 2025
Gedankenwelt und Vernetzung


9:00 Dr. Jenny Körber, Universität Hamburg - Jean Tinguelys Installation Cenodoxus – Das entblößte Skelett des Jesuitentheaters
Moderation: Leena Crasemann

9:35 Kaffeepause

Panel: Netzwerke und Anarchie

10:05 Dr. Andres Pardey, Kurator, Museum Tinguely, Basel - Tinguely als Kurator

10:25 Pierre Ruault, Doktorand in zeitgenössischer Kunstgeschichte, Université Rennes 2 - „Les hommes révoltés“: Ein Rückblick auf den freundschaftlichen Austausch zwischen Pontus Hultén und Jean Tinguely durch den kulturellen Anarchismus der 1950er Jahre

10:45 Georg Kreis, Historiker, em. Prof. der Universität Basel - Auf der Suche nach dem politischen Tinguely

11:05 Diskussion, Moderation: Roland Wetzel

11:35 Zusammenfassung, Dr. Sandra Beate Reimann
11:45 Dank und Verabschiedung, Roland Wetzel